Unter dem Leitgedanken „Ausbildung sichert Zukunft“ haben die Region Aachen und die Regionalagentur Region Aachen zusammen mit der Agentur für Arbeit Aachen-Düren und der Agentur für Arbeit Brühl sowie dem digitalHUB Aachen zum ersten Fachkräfte-Summit in der Region geladen. Rund 150 Unternehmensvertreter*innen, Arbeitsmarktakteur*innen, Ausbildungsbotschafter*innen und Schüler*innen kamen in der digitalCHURCH zusammen, um voneinander zu lernen und gemeinsam Lösungen und Ideen zum Themenfeld „Ausbildung“ zu erarbeiten. Impulse, Best-Practices und kreative Workshops boten hierfür den geeigneten Rahmen. Aktiver Partner der Veranstaltung war auch die VUV, die für die Leitung eines von sechs spannenden Workshops verantwortlich war.
Viele Jugendliche haben unklare Berufsvorstellungen und wenig Interesse an einer beruflichen Ausbildung. Dies führt in der demografisch ohnehin angespannten Lage dazu, dass Betriebe ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen können. Das Fehlen von Fachkräften ist ein großes Problem – auch in der Region Aachen. Um hier Abhilfe zu schaffen und die wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft abzusichern, bedarf es gemeinsamer Anstrengungen. „Es gibt bereits viele gute Initiativen und Angebote in der Region – nur wissen wir häufig zu wenig voneinander. Wir müssen uns gemeinsam auf den Weg machen.“, sagt Prof. Dr. Christiane Vaeßen, Geschäftsführerin der Region Aachen und Ideengeberin für den ersten Fachkräfte-Summit. „Die hohe Anmeldezahl für ein doch spezielles Thema zeigt, dass es brennt“.
„Stolz sein auf die duale Ausbildung“
Diese Einschätzung teilt Matthias Heidmeier, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen: „Die Stunde der beruflichen Bildung schlägt jetzt“, sagt er. NRW soll Berufsbildungsland Nummer eins werden, so ist es im Koalitionsvertrag verbrieft. Dazu soll die Fachkräfteoffensive, die die Landesregierung interministeriell ins Leben gerufen hat, einen erheblichen Beitrag leisten. Bei der Betrachtung von akademischer und beruflicher Ausbildung wirbt Matthias Heidmeier für einen versöhnenden Ansatz. „Wir brauchen eine starke berufliche Bildung neben der akademischen, wenn wir die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie den Klimaschutz schaffen wollen.“
Diesem Appell pflichtet auch Günter Sevenich, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Aachen-Düren, bei: „Die Ausbildungswege müssen ineinandergreifen. Wenn wir niemanden haben, der die Wärmepumpe installieren kann, schaffen wir es nicht mit der Nachhaltigkeit. Dafür brauchen wir Ingenieure und Handwerker.“Obwohl die Palette an Ausbildungsberufen in Deutschland mit über 320 Ausbildungsberufen breit ist, bleibt die Top 10 der von Bewerber*innen gewählten Berufe seit Jahren konstant. Immer mit dabei die klassischen Ausbildungen im Büro und Einzelhandel, die oft überlaufen sind. Günter Sevenich rät daher bei der Berufsorientierung auch Ausbildungen eine Chance zu geben, die vielleicht nicht die erste Wahl sind: „Ein Praktikum eignet sich hervorragend, um einen Ausbildungsberuf kennenzulernen und herauszufinden, ob die eigenen Stärken zur Ausbildung passen.“
Dass die duale Ausbildung in ihrer Form durchaus etwas Besonderes ist, zeigt auch der Blick auf den internationalen Ausbildungsmarkt, den Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, Philosoph, Autor und Staatsminister a. D., in seiner Keynote eröffnet. So gibt es beispielsweise im angelsächsischen Raum gar keine Alternative zur akademischen Ausbildung. Prof. Vaeßen betont: „Wir können stolz sein auf unsere duale Ausbildung, dafür müssen wir werben und junge Menschen begeistern.“
Runder Tisch für eine (eu-)regionale Marketing-Kampagne
Wie das gelingen kann und welche Anstrengungen hierfür erforderlich sind, das weiß Laura Mahr, Personalleiterin bei Theod. Mahr Söhne GmbH, zu berichten. Dem Familienbetrieb in sechster Generation ist es im letzten Jahr gelungen, 16 neue Auszubildende einzustellen, und das nicht durch Anreize wie Tablets oder 35 Tage Urlaub, wie Mahr versichert. „Was wirklich zählt, ist der persönliche Kontakt, eine Kommunikation auf Augenhöhe und die Netzwerkarbeit – vor allem auch mit Eltern und Schulen“.
Darüberhinausgehende notwendige Aktivitäten und strukturelle Veränderungen erarbeiteten die Teilnehmenden schließlich in sechs verschiedenen Workshops mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Im Ergebnis gab es viele Vorschläge, wie sich die Lage verbessern lässt.
Über allem aber steht die Einsicht, dass alle Beteiligten enger zusammenrücken müssen. So soll unter anderem ein runder Tisch für eine (eu-)regionale Marketing-Kampagne zur Fachkräftesicherung einberufen werden, mit Unternehmer*innen, Arbeitsmarktakteur*innen und Vertreter*innen aus der Politik.
Zudem war dieser erste Fachkräfte-Summit nur der Startschuss. Alle Akteur*innen sind eingeladen an Folgeveranstaltungen teilzunehmen, um den Austausch fortzusetzen und gemeinsame Anstrengungen zu forcieren.