Ralf Bruns: "Wir müssen uns diversifiziert aufstellen!"

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Frieren für den Frieden? So weit wird es wohl nicht kommen. Aber es ist keine einfache Entscheidung – die Sache mit dem russischen Gas. Intuitiv würde wohl jeder von uns sagen: „Lasst uns die Gaslieferungen aus Russland stoppen. Das kriegen wir schon hin.“

Aber ist das wirklich so? Wie rational sind wir Menschen? Angesichts leerer Supermarktregale bei Sonnenblumenöl, Toilettenpapier und Nudeln muss man wohl konstatieren: gar nicht. Und dabei haben wir nicht im Entferntesten einen Mangel bei diesen Produkten!

Und können wir die Dimension erfassen? Es trifft als erstes „die Industrie“. Für den einzelnen ist das eine unbestimmte Zielgruppe – die individuellen Auswirkungen sind so wenig kalkulierbar, dass es nicht als Gefahr erscheint. Für die Industrie bleibt also im Worst Case nicht mehr viel Gas übrig. Wärmeerzeugung, Mobilität, aber auch die Stromversorgung für die Unternehmen können aber derzeit nicht anders gesichert werden als mit russischem Gas. Das muss man so ehrlich feststellen. Wenn man „in guten Zeiten“ überwiegend – bis vor kurzen auch „politisch korrekt“ - auf russische Rohstoffe gesetzt und damit auch die bisherige „Friedensordnung“ gestützt hat, dann steht man jetzt „in schlechten Zeiten“ und angesichts einer von Russland zerstörten Friedensordnung nun vor einem echten Dilemma: Moralisch und militärstrategisch orientiert zu handeln oder doch eher ökonomisch geprägt und den sozialen Frieden in Deutschland sichernd, weil keine Arbeitsplätze gefährdet werden.

Das ist vielleicht jetzt schon das größte Learning aus dieser Krise. Bei der Beschaffung von Rohstoffen werden wir uns zukünftig bewusst diversifiziert aufstellen müssen, auch wenn Hersteller und Verbraucher für Rohstoffe und Produkte in den nächsten Jahren deutlich mehr bezahlen müssen, als wir dies gewohnt waren. Die Zeit der Friedensdividende ist vorbei.

 

https://www.iwd.de/artikel/wie-abhaengig-ist-deutschland-von-russischen-importen-539590/

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