Chemiearbeitgeber fordern: Kein Plus in der Rezession!

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Die Industrie in Deutschland befindet sich in einer Rezession. Die Nachfrage sinkt in vielen Bereichen. In der laufenden Tarifrunde fordern die Arbeitgeber Zurückhaltung von der Gewerkschaft. Ungelöste Handelskonflikte und verstärkte Brexit-Sorgen belasten die Märkte. Für 2019 erwartet unsere Branche Verluste bei Produktion (minus 6 Prozent) und Umsatz (minus 5 Prozent). Kostendisziplin ist das Gebot der Stunde. Wenn die Branche schrumpft, können die Entgelte nicht steigen.
Zugleich befindet sich die gesamte Industrie in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Umfangreiche Investitionen sind notwendig in Digitalisierung, Klimaschutz, E-Mobilität und Kreislaufwirtschaft. Die Unternehmen benötigen erhebliche finanzielle Ressourcen für Investitionen, die Standorte und Arbeitsplätze zukunftsfähig machen. Diese wirtschaftlichen Realitäten und Erfordernisse müssen auch das Ergebnis der Chemie-Tarifrunde bestimmen.
Die Gespräche zur Roadmap Arbeit 4.0 zeigen deutlich, dass die Vorstellungen weit auseinanderliegen. Uns geht es um mehr Flexibilität, nicht um mehr Freizeit. Flexibler zu arbeiten bedeutet nicht, weniger zu arbeiten. Eine Verschärfung des Fachkräftemangels auch noch mit einem Zukunftsbetrag zu finanzieren, geht in die völlig falsche Richtung. Die betriebliche Weiterbildung ist ein Schlüssel zur erfolgreichen Transformation. Daran müssen sich beide Seiten beteiligen. Dazu gehört auch, die Eigenverantwortung und den Eigenbeitrag der Beschäftigten weiter zu stärken.
Eine zusätzliche tarifliche Absicherung der Beschäftigten für den Pflegefall mag sinnvoll sein, aber sie kostet Geld. In der aktuellen wirtschaftlichen Situation dürfen die Arbeitskosten nicht steigen.
Die Situation in Nordrhein-Westfalen, dem Chemieland Nr. 1 in Deutschland, stellt sich noch schwieriger dar: Im Vergleich zum Vorjahr betrug das reale Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr in NRW 0,1 Prozent. Die Erwartungen der Unternehmen haben sich deutlich verschlechtert – speziell die Exporterwartungen. Die Hoffnungen auf eine baldige Erholung der Industrieproduktion sind gering, denn der Auftragseingang sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland geht
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