Einigung in Chemieindustrie: 3,6 Prozent mehr für die Beschäftigten

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Als tragfähigen Kompromiss nach harten Verhandlungen bezeichnet der Hauptgeschäftsführer des Aachener Unternehmerverbands der Chemischen Industrie, Ralf Bruns, das Ergebnis der bundesweiten Tarifverhandlungen. Damit beteilige man die Beschäftigten am Erfolg der Branche. "Der Abschluss ist alles andere als billig, aber er passt zur wirtschaftlichen Lage", erklärt Bruns, der bei den Verhandlungen in Wiesbaden dabei war. Der Aachener Verband vertritt die Interessen der Chemie- und Pharmaunternehmen in Stadt und Städteregion Aachen sowie in den Kreisen Heinsberg und Düren. Besonders positiv sei, dass beide Seiten die Modernisierung der Tarifverträge in Angriff nehmen wollen. Bruns: "Das Signal ist eindeutig: Die Chemie-Sozialpartner wollen die moderne Arbeitswelt gemeinsam gestalten." Die Tarifentgelte der Chemie-Beschäftigten steigen um 3,6 Prozent. Die ersten beiden Monate der Laufzeit werden mit einem Pauschalbetrag von 280 Euro abgegolten; Auszubildende erhalten 80 Euro. Überproportional steigen die Ausbildungsvergütungen: Auszubildende in den ersten beiden Lehrjahren erhalten 9 Prozent mehr Geld und das Urlaubsgeld wird von 450 auf 700 Euro angehoben. Die Entgelttarifverträge laufen jeweils 15 Monate; in NRW gilt der Abschluss ab 1. November 2018.

Das Ergebnis im Detail 

Die Tarifentgelte der Chemie-Beschäftigten steigen um 3,6 Prozent. Die ersten beiden Monate der Laufzeit werden mit einem Pauschalbetrag von 280 Euro abgegolten (Auszubildende: 80 Euro). Die Entgeltsteigerung wird damit in den Tarifbezirken Hessen, Nordrhein und Rheinland-Pfalz zum 1. Oktober 2018 wirksam. In den Bezirken Baden-Württemberg, Bayern, Berlin (West), Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein sowie Niedersachsen und Westfalen gilt dies ab 1. November 2018. Im Saarland und im Tarifbezirk Ost tritt diese Regelung am 1. Dezember 2018 in Kraft. Die bezirklichen Entgelttarifverträge laufen jeweils 15 Monate und gelten entsprechend bis Ende Oktober 2019 bzw. Ende November und Ende Dezember 2019.

Ausbildung in der Chemie wird noch attraktiver

Die Ausbildungsvergütungen werden überproportional erhöht: Auszubildende in den ersten beiden Lehrjahren erhalten 9 Prozent mehr Geld, in den Lehrjahren drei und vier sind es 6 Prozent mehr. Das Urlaubsgeld für Azubis wird von 450 Euro auf 700 Euro angehoben. Zudem erhalten Auszubildende vor der Abschlussprüfung zwei Tage bezahlte Freistellung zur Prüfungsvorbereitung. Mit diesem Paket wollen Arbeitgeber und IG BCE die Attraktivität der Branche für Berufseinsteiger verbessern und dem Fachkräftemangel entgegenwirken.

Betriebliche Differenzierung

Unternehmen in besonderen wirtschaftlichen Schwierigkeiten (mit Verlust im abgelaufenen/laufenden Geschäftsjahr oder Nettoumsatzrendite unter 3 Prozent) können die Pauschalzahlung für die ersten beiden Monate der Laufzeit wegfallen lassen. Diese zusätzliche betriebliche Flexibilität trägt der differenzierten Situation innerhalb der Branche Rechnung.

Mehr Urlaubsgeld

Das tarifliche Urlaubsgeld wird deutlich erhöht: Es steigt von 614 Euro auf 1.200 Euro jährlich (40 Euro pro Urlaubstag). Weitergehende Optionen zur Umwandlung des tariflichen Urlaubsgelds in zusätzliche freie Tage wurden nicht vereinbart, sind aber Gegenstand der anstehenden Gespräche im Rahmen der 'Roadmap Arbeit 4.0'.

'Roadmap Arbeit 4.0' zur Modernisierung der Arbeitsbedingungen

Um den Herausforderungen der Digitalisierung und des demografischen Wandels zu begegnen, nehmen BAVC und IG BCE unverzüglich Gespräche über die Modernisierung der Arbeitsbedingungen auf. Themen der 'Roadmap Arbeit 4.0' sind Arbeitsvolumen, Arbeitszeitsouveränität, mobiles Arbeiten, Qualifizierung und lebensphasenorientierte Arbeitszeit. Gemeinsames Ziel der Chemie-Tarifpartner ist, die Chancen der modernen Arbeitswelt besser zu nutzen und so mehr Flexibilität für beide Seiten zu ermöglichen. Die Gespräche sollen bis zum Ende der Laufzeit des neuen Tarifvertrages Ergebnisse liefern.