IGBCE-Tarifforderung ist "ein Fass ohne Boden"

  • Chemie

Eine nachhaltige Steigerung der Kaufkraft, mehr Wertschätzung für Schichtarbeit, Investitionen in den Fachkräftenachwuchs und ein Konzept für mobile Arbeit fordert die IGBCE in der laufenden Chemie-Tarifrunde. Aus Sicht der Arbeitgeber ein „Fass ohne Boden“.

Mehr Kaufkraft, mehr Wertschätzung und mehr Sicherheit stellt die IGBCE in den Mittelpunkt der bevorstehenden Tarifverhandlungen für die 580.000 Beschäftigten der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Das hat die Bundestarifkommission der IG BCE am 22. Februar 2022 beschlossen.

Die Forderung orientiert sich damit weitgehend an die Forderungsempfehlung, die im November 2021 beschlossen wurde. Die Forderungsempfehlung des Hauptvorstandes der IG BCE wurde anschließend in den regionalen Landesbezirken der IG BCE beraten, so auch in Nordrhein. Anders als in der Forderungsempfehlung wird in der Forderung nun aber nicht mehr wörtlich auf die „aktuellen Preissteigerungen“ Bezug genommen.

Die derzeit überzeichnete Inflation kann nicht der Maßstab für die Verhandlungen sein. Der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Hans Oberschulte, dazu: „Im Vordergrund stehen die im internationalen Vergleich sehr hohen Arbeitskosten, die großen Unsicherheiten durch Pandemie und Lieferengpässe, aber insbesondere auch die sehr unterschiedliche wirtschaftliche Lage innerhalb der Branche. Bislang lasse die IGBCE völlig außer Acht, dass die höheren Kosten etwa für Energie nicht allein die Beschäftig-ten, sondern genauso auch die Unternehmen treffen. „Nur ein Teil der Betriebe kann diese Kostensteigerung weitergeben. Bei allen anderen geht das zu Lasten der Erträge. Bleibt die IGBCE bei ihrer Forderung, bedeutet das nichts anderes, als dass die Unternehmen doppelt zahlen sollen – mit höheren Kosten und mit noch höheren Tarifentgelten. Das geht zu weit.“

Schon heute verdienen Tarifbeschäftigte in Vollzeit im Schnitt 64.000 Euro pro Jahr – ein Reallohnplus von 10 Prozent seit 2010. Hinzu kommen weitere Kostentreiber der letzten Jahre wie die Pflegezusatz-versicherung oder erhöhtes Urlaubsgeld. Oberschulte: „Es geht in dieser Tarifrunde mehr denn je um den Erhalt des Flächentarifs. Dazu müssen wir Mindestarbeitsbedingungen für unsere Tarifbeschäftigten definieren, die möglichst für jedes unserer Mitgliedsunternehmen verkraftbar sind.“

Die regionale Tarifverhandlungen starten am 2. März 2002 in Hessen. In Nordrhein wird am 4. März verhandelt. Anschließend finden Verhandlungen in den übrigen regionalen Bezirken statt. Die erste Bundesrunde ist auf den 21./22. März und die zweite Bundesrunde auf 4./5. April 2022 terminiert.