Die Tarifverhandlungen für die Chemie- und Pharmabranche sind heute vertagt worden. Diese wird für die 1.900 Betriebe mit 580.000 Beschäftigten am 4. und 5. April in Wiesbaden fortgesetzt. Im Mittelpunkt der ersten bundesweiten Verhandlungsrunde gestern und heute in Hannover standen die Konsequenzen aus der zugespitzten politischen und wirtschaftlichen Lage.
Oberschulte: „Tarifrunde in maximaler Unsicherheit“
„Über die wichtigste Schnittmenge mussten wir keine Sekunde verhandeln: Die Chemie-Sozialpartner fordern gemeinsam ein Ende des Angriffs auf die Ukraine! Unternehmen und Beschäftigte unserer Branche verurteilen Wladimir Putins Krieg auf das Schärfste“, unterstreicht BAVC-Verhandlungsführer Hans Oberschulte. „Uns allen ist klar, dass auch die Welt der Tarifpolitik seit dem 24. Februar eine andere ist. Wir verhandeln in einer Situation maximaler Unsicherheit. Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges sind schon jetzt dramatisch.“ In dieser Situation komme den Tarifparteien eine besondere Verantwortung zu: „Derzeit kann niemand seriös abschätzen, welche dauerhaften Folgen der Krieg für unsere Branche haben wird. Eine Zeit maximaler Unsicherheit ist definitiv keine Zeit für große Sprünge beim Entgelt“, so BAVC-Verhandlungsführer Oberschulte.
Dauerhafte Belastungen begrenzen
Den Vorschlag der IGBCE, eine Brücke über die Unsicherheit zu bauen, bewertet auch Ralf Bruns, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbands der Chemischen Industrie Aachen, der für die Betriebe in der Stadt und der StädteRegion Aachen sowie den Kreisen Heinsberg und Düren bei den Verhandlungen in Hannover dabei war, als Fortschritt: „Arbeitgeber und Gewerkschaft sind sich einig, dass außergewöhnliche Zeiten außergewöhnliche Maßnahmen erfordern. Im Kern geht es darum, wie wir dauerhafte Belastungen für die Unternehmen begrenzen und zugleich die Folgen der Inflation für die Beschäftigten dämpfen." In Hannover sei man zwar noch nicht zu einer Einigung gekommen, aber man arbeite sehr ernsthaft und intensiv an einer Lösung, die für beide Seiten tragbar sei. "Diese Diskussion werden wir in den nächsten zwei Wochen und in Wiesbaden fortsetzen. Eine Brücke wäre außergewöhnlich – sie trägt aber nur, wenn die Belastungen moderat und kalkulierbar sind.“ Allerdings könne die derzeit überzeichnete Inflation nicht der Maßstab für die weiteren Verhandlungen sein, es müsse austariert werden, welche Belastungen den Unternehmen dauerhaft zu zumuten seien und welche nur temporär sein sollten.