"Bei allem begründeten Optimismus: Die IG BCE muss aufpassen, dass sie die Bodenhaftung behält. Die Bäume wachsen, aber sie wachsen auch in der Chemie nicht in den Himmel", reagiert Ralf Bruns, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbands der chemischen Industrie Aachen auf die Forderungsempfehlung der IGBCE. „Wenn wir als Branche weiter wachsen wollen, brauchen wir eine besonnene Tarifpolitik. Eine einmalige Boom-Phase können wir unter anderem mit Einmalzahlungen honorieren. Dann sind wir besser aufgestellt, sobald der Weg wieder steiniger wird. Nachholbedarf gibt es jedenfalls nicht: In der Chemie verdient ein Tarifmitarbeiter in Vollzeit schon heute im Schnitt über 59.000 Euro im Jahr. Zudem können auch die Unternehmen den Euro nur einmal ausgeben. Wer, wie die IG BCE, die Rückkehr zur Parität in der gesetzlichen Krankenversicherung und höhere Renten fordert, steigert damit die Personalkosten für die Unternehmen. Dann muss man auch akzeptieren, dass weniger Geld für Tariferhöhungen zur Verfügung steht.“
Spannend werde die Debatte um die Gestaltung der digitalen Arbeitswelt. Die Tarifrunde sei der richtige Rahmen, um Fortschritte für beide Seiten zu erzielen. Über die Verteilung der Arbeitszeit könne man dabei immer reden, aber nicht über eine Verringerung des Arbeitsvolumens. Bruns: "Bei uns wird jeder Mitarbeiter gebraucht. Wir müssen deshalb auch darüber sprechen, wie wir die individuelle Arbeitszeit ausdehnen können, wenn der Mitarbeiter das möchte und der Bedarf im Unternehmen vorhanden ist. Die Debatte um Arbeiten 4.0 ist jedenfalls kein Freibrief für Arbeitszeitverkürzungen.“
Die bundesweiten Tarifverhandlungen für die 580.000 Beschäftigten in den 1.900 Betrieben der Chemie- und Pharma-Branche beginnen am 20. Juni 2018.