Die Handelsblatt-Kolumne bringt es auf den Punkt: Die KI-Revolution trifft auf eine Generation, die sie nicht kommen sieht.
Auf der einen Seite beklagen wir, dass junge Menschen aus der Schule kommen und nicht ausreichend kommunikationsfähig, entscheidungsfreudig oder verantwortungsbereit sind. Dass sie keine Geduld mehr haben, keine Fehlerkultur kennen, keine politische Bildung mitbringen.
Und auf der anderen Seite digitalisieren wir genau die Arbeitsbereiche weg, in denen sie all das lernen könnten.
Der Einstieg ins Berufsleben ist mehr als ein formaler Übergang – er ist eine sensible, prägende Phase. Ein Ort des Wachsens, Ausprobierens, Zweifelns und Entwickelns. Und gerade hier braucht es Menschen, die begleiten, nicht Maschinen, die ersetzen.
Wenn wir als Arbeitgeber ernst nehmen, dass die Jugend unsere Zukunft ist, dann dürfen wir diesen Prozess nicht dem Effizienzdruck opfern. Denn wer den Berufseinstieg „wegoptimiert“, darf sich nicht wundern, wenn irgendwann niemand mehr da ist, der Verantwortung tragen kann.
Wir brauchen Ausbildungsplätze, Traineeprogramme, Praktika, echte Einarbeitung – mit Zeit, Feedback, Fehlern und Entwicklungsspielräumen.
Wir brauchen Geduld, nicht Geschwindigkeit. Dialog, nicht nur Daten.
Der Arbeitsmarkt ist kein Selbstbedienungsladen für "fertige" Fachkräfte. Sondern ein Spielfeld, auf dem jede Generation die nächste aufstellt, fördert und vorbereitet. Wer sich hier verweigert, gefährdet nicht nur den eigenen Nachwuchs – sondern unser gesellschaftliches Gleichgewicht.
KI kann eine große Hilfe sein. Aber sie darf nicht zum Filter werden, der junge Menschen aussortiert, bevor sie überhaupt angekommen sind.
Humaner Berufseinstieg ist kein Luxus. Es ist unsere Verantwortung.