Erwartungen sind so wichtig. Erwartungen sind es, die uns Menschen bewegen, die Märkte bewegen, die die ganz Welt verändern können. Das merke ich als Hauptgeschäftsführer eines Arbeitgeberverbandes mehr denn je. „Uns Deutschen“ geht es grundsätzlich sehr gut geht, wir genießen Freiheit und Wohlstand in vielen Lebensbereichen. Dafür gilt es auch dankbar zu sein. Dennoch: Auch in Deutschland waren die letzten Jahre nicht einfach, weil die Zukunft immer weniger planbar wird – und das nicht erst seit den aktuellen Krisenzeiten mit Corona, Flut und Ukraine-Krieg.
Planung aber gehört zum Wesen des Menschen. Es ist auch unsere Aufgabe als Verband Szenarien für unsere Mitglieder zu planen. Für Themen, die in ihrer Relevanz und Tragweite meilenweit auseinander liegen, aber im Tagesgeschäft jedes einzelnen Unternehmens dicht beieinander sind:
- Wie entwickelt sich die Steuerbelastung?
- Wie bekommen wir neue Fachkräfte in die Region?
- Was bedeutet die Corona Krise für den Mittelstand?
- Wie stellen wir unsere Energieversorgung sicher?
Und nun: Sind wir gerüstet für einen – uns hoffentlich nicht erreichenden - Krieg?
Man kann nicht vollständig vorbereitet sein auf eine – so wird es immer bleiben - leider unvorhersehbar bleibende Zukunft. Aber man kann Erwartungen an sie stellen, man kann in Szenarien denken, man kann „Vor-Sicht“ üben und vorausschauend agieren. Manches trifft uns dann weniger unvorbereitet. Aktuell stolpern wir von einer Notfalllösung zur nächsten. Wir bewerten auch kaum mehr, ob es ein guter Plan war, sondern registrieren retrospektiv, was weniger schlecht gelaufen ist. Als Verband und als Wirtschaft haben wir aber auch die Aufgabe, in Szenarien zu denken. Nicht jeder Plan kann funktionieren. Aber nur weil eine Notlösung funktioniert, wird sie nicht im Nachhinein zu einem guten Plan.
Wir müssen planvoller handeln – so komplex und unvorhersehbar die Zukunft auch bleiben wird. Das bedeutet auch, dass wir realistischer werden müssen, was das Thema Sicherheit angeht. „Man kann nie sicher sein“ – und doch haben wir uns in vielen Bereichen zu sicher gefühlt. Verantwortung zu übernehmen, heißt auch auf Risiken hinzuweisen und den „worst case“ anzusprechen und wenn es nur ist, um ihn hoffentlich auszuschließen. Und wir müssen wieder lernen und akzeptieren, dass Unsicherheit das Leben prägt und die verbreitete Sehnsucht nach Sicherheiten leider keine Sicherheiten in der Realität erzeugen kann. Als VUV bieten wir unseren Mitgliedsunternehmen deswegen genau das: Handlungsempfehlungen und Strategien für die Zukunft – mit dem festen Wunsch, dass viele der berücksichtigten Szenarien nicht eintreffen, aber wir auch auf schlechte Szenarien vorbereitet sind.